Was macht die Schweden schwedisch?

Dieser Titel klingt vielleicht etwas eigenartig. Naja, was macht sie schwedisch – sie sind Schweden?! Hier sollen gängige Ansichten, Vorurteile und Meinungen über die Schweden aufgeführt werden, die sie teilweise auch selber über sich haben. Gerade Stereotype und Vorurteile sind immer etwas Lustiges, finde ich. Manchmal sind sie zwar schlicht und einfach überspitzt oder zu unrecht verallgemeinert, aber manche Aspekte stimmen einfach, wird man sich als Besucher eines Landes wohl oft denken oder wenn man sich länger im Land aufgehalten hat. In meinem Fall war das natürlich Schweden, denn sonst würde ich das wohl kaum hier schreiben. Über die Schweden hört man ja viele Sachen: 99 Prozent davon sind groß, blond und blauäugig, sehr modebewusst (oder langhaarige Wikinger mit Bärten, wie man es eben nimmt) und trinken gerne und viel Alkohol. Je weiter im Norden, desto mehr stimmen diese Stereotype zu, ist die weit verbreitete Meinung.

Jetzt darf man sich natürlich fragen, warum solche Ansichten überhaupt ins Leben gerufen wurden bzw. wer das wann getan hat. Ich muss zugeben, dass ich diese Frage nicht genau beantworten kann, denn mit Sicherheit sind all diese Meinungen, die über die Schweden – wie auch über jedes andere Volk – heutzutage existieren, sicher nicht über Nacht entstanden, sondern über einen langen Zeitraum hinweg. Spannend ist es auf alle Fälle, dass scheinbar viele Menschen die Bewohner eines Landes auf eine ähnliche oder gar die gleiche Weise wahrnehmen können, zumindest was gewisse Aspekte betrifft.

Was ist es nun, das die Schweden schwedisch macht?

Ist es ihr Aussehen, ihr Verhalten, ihre politische oder soziale Gesinnung oder aber ihre Sicht über sich selbst? Wohl alles ein bisschen, denn viele einzelne Facetten bilden ein Ganzes.

Eine wichtige Eigenschaft der Schweden, die mir – größtenteils positiv – aufgefallen ist und immer noch auffällt, ist ihre Ruhe. Schweden gehen viele Dinge viel ruhiger und gelassener an als wir Deutsche, Österreicher etc. Dies trifft natürlich nicht auf jede/n Einzelne/n zu, doch im Großen und Ganzen wage ich dies zu verallgemeinern, denn im täglichen Leben wirken die Schweden einfach nicht so gestresst wie unsereins. Das alles erscheint jetzt sicherlich sehr pauschalierend, doch das sind Vorurteile nun einmal. Natürlich will ich uns Deutschsprachigen jetzt nicht unterstellen, dass wir nicht auch ruhig und gelassen sein können, aber tendenziell nicht so sehr und nicht so allumfassend wie viele Schweden. „Ta det lugnt“ sagt man gerne auf Schwedisch, was mehrere Sachen bedeuten kann, doch meistens so etwas wie „Take it easy“ im Englischen und ganz einfach, es ruhig anzugehen und sich nicht stressen zu lassen. Das Tempo ist generell ein wenig langsamer in Schweden und das nicht nur auf der Autobahn, wo 110 km/h in den meisten Fällen als Maximalgrenze für die Geschwindigkeit gilt (mancherorts auch 120).

Ich darf mich nicht nur auf meine eigenen Erfahrungen stützen – auch wenn dies die naheliegendste Form ist – und werde daher auch wissenschaftliche Arbeiten bzw. Literatur zum Thema mit einbeziehen. Allein die Reihe „Xenophobe’s Guide“ hat natürlich auch eine schwedische Ausgabe und als ich den „Xenophobe’s Guide to the Swedes“ das erste Mal gelesen habe, habe ich recht rasch einige der beschriebenen Phänomene wieder erkannt. Natürlich sind manche Stereotype überspitzt geschildert, aber gerade das macht es ja so lustig. Andernfalls würde doch niemand das Buch lesen, wenn nur blanke Wahrheiten ganz ohne jegliche Übertreibungen geschildert würden. Ich will auch gar nicht zu viel aus dem Buch verraten, zudem es sehr schnell gelesen ist, da es nicht sonderlich dick ist und einfach Spaß macht. Auch werden Sprachspiele aufgegriffen bzw. sogenannte „false friends“, also Wortbedeutungen, die etwas ganz anderes in einer anderen Sprache bedeuten können.

Weiters sagt man den Schweden gerne nach, dass sie konfliktscheu sind und daher versuchen, Streit bestmöglich zu vermeiden. Das kann positiv und negativ sein, denn in manchen Situationen muss man sich einer Auseinandersetzung einfach stellen. Des Weiteren ist es oft kontraproduktiv, Streit aufzuschieben, v.a. wenn man spürt, dass er in der Luft liegt. Angestaute Emotionen können so immer mehr werden und kommen irgendwann in einem ungünstigen Moment zum Vorschein. (Also liebe Schweden, bitte hin und wieder auch „Streithansel“ spielen.)

Allzu lange will ich mich hier nicht mehr in Ansichten und Vorurteilen über die Schweden verlieren, denn ein paar Dinge dürfen Besucher oder all jene, die sich länger in Schweden aufhalten werden, gerne selber herausfinden. Ich möchte also nicht zuviel verraten und die ganze Spannung mindern, denn aufregend ist es auf alle Fälle in ein neues Land zu kommen und neue Leute erleben zu dürfen mit all ihren Vorurteilen und guten wie vielleicht weniger guten Eigenschaften.