Katastrophe in Japan: Atomkraft in Schweden – ja oder nein?

Angesichts der tragischen Ereignisse, die Japan aufgrund des Erdbebens, Tsunamis und des daraus resultierenden Unglücks im Atomkraftwerk in Fukushima, momentan erschüttern, ist es nicht verwunderlich, dass weltweit über alternative Energieformen nachgedacht wird. Für Schweden, ein Land, das der Atomkraft gegenüber an sich nicht negativ eingestellt ist, bedeutet dies nun ein erneutes Aufflammen der Debatte. Die einen sind dafür, die anderen dagegen.

Sich einig zu werden, scheint auf diesem Gebiet schwer zu sein, zumal es nicht nur um umweltbedingte, sondern auch um wirtschaftliche und finanzielle Interessen geht. Doch ist es natürlich so, dass die jüngsten Ereignisse in Japan zum Umdenken bewegen. Im Folgenden eine kleine Auseinandersetzung mit der Umwelt- und Energiedebatte, allen voran in punkto Atomkraft und aufgrund der jetzigen Geschehnisse, in Schweden.

Besonders zu spüren sind Debatten dieser Art immer in der Politik, denn dort findet nun mal ein großer Teil der Entscheidungsfindungen statt. Hinsichtlich Atomkraft hat es immer Befürworter gegeben und solche, die komplett dagegen sind. Normalerweise würde man vermuten, dass sich die Anzahl der Atomgegner in Zeiten solcher Unglücke, wie es momentan Japan heimsucht, rasant erhöht. In der Politik sind allerdings manche Befürworter der Atomenergie kaum von ihrer Überzeugung abzubringen.

Als Argument pro Atomkraft kommt hier beispielsweise, dass Ereignisse, die anderswo in der Welt passieren, sich nicht in Schweden zutragen können, allein schon aufgrund unterschiedlicher geografischer und wetterbedingter Gegebenheiten. Diese Ansicht vertritt beispielsweise Jan Björklund von der Volkspartei (folkpartiet, FP). Natürlich, die Wahrscheinlichkeit eines Tsunamis ist tatsächlich gering in Schweden, doch können andere Naturkatastrophen oder andere unvorhergesehene Ereignisse auftreten, mit denen vorher wirklich niemand gerechnet hätte. Und gerade diese sind so gefährlich – gegen so einen Fall wäre man nicht gewappnet.

Genau dies wird eben auch als Contra-Argument angeführt. You never know. Man weiß nie, was passieren kann und wird. Im Falle von Atomkraft sind Unglücke leider meistens verheerend, auch wenn sie vergleichsweise selten auftreten. Gegen die Atomkraft in Schweden sind nicht überraschend die Grünen (miljöpartiet de gröna). Die Grünen sprechen allen voran die vielen alternativen Möglichkeiten hinsichtlich unserer Energieversorgung an, die Schweden sowie viele andere Länder haben und die man anstelle von Atomkraft vermehrt einsetzen könnte.

Welche realistischen Alternativen gäbe es zu Atomkraft, die auch in demselben Maße für Energie aufkommen könnten? V.a. wenn man bedenkt, welch hohen Anteil Atomkraft in der schwedischen Energieversorgung ausmacht (Genaueres dazu findet sich weiter unten). Diese Frage rückt die umstrittene Atomkraft wieder ein wenig in ein besseres Licht. Dies dürfte auch einer jener Gründe sein, warum diese Debatte trotz der gegenwärtigen Ereignisse in Japan eine lang anhaltende sein wird. Zudem stützt sich Schweden auch auf seine hohen Sicherheitsanforderungen, die Unglücken schon von vornherein vorbeugen zu versuchen. Als Contra-Argument kommt da dennoch wieder das trotzdem allgegenwärtige Risiko, dass sowohl natürlich hinsichtlich der Auswirkungen auf die Umwelt als auch auf wirtschaftlicher sowie finanzieller Ebene nicht verachtet werden darf.

3 Atomkraftwerke in Betrieb in Schweden

Derzeit sind in Schweden 3 Kernkraftwerke mit insgesamt 10 Atomreaktoren in Betrieb, nämlich in Oskarshamn, Ringhals und Forsmark. In Barsebäck und Ågesta wurden sie stillgelegt. Atomkraft kommt für beinahe 40 Prozent der schwedischen Strom- und Energieversorgung auf. Gerade erst im Juni 2010 hat die schwedische Regierung den Neubau von Reaktoren erlaubt, obwohl man zuvor im Zuge des Ausstiegs aus der Atomkraft 1980 den Neubau von Reaktoren deutlich untersagt hatte (mehr dazu in einem Artikel der „Zeit“, Juni 2010).

Reaktionen aus Schweden auf die Katastrophe in Japan

Die Ereignisse rund um die Atomkatastrophe in Japan werden natürlich auch in Schweden genauestens mitverfolgt. So sind mittlerweile die Jodtabletten in Schweden ausverkauft aufgrund der rasanten Nachfrage. Die schwedische Regierung möchte zudem alle Schweden aus Japan evakuieren lassen.

Mehr dazu beispielsweise in diesem aktuellen Artikel von SvD (schwedisch) vom 17.03.2011.


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